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Timmendorfer Strand

Anbaden an der Ostsee

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Wer traut sich hinein ins kühle Nass?

Egal ob im eisigen Winter oder im milden Frühjahr – die Anbade-Saison an der Küste Schleswig-Holsteins die Ostsee-Tradition schlechthin. Wir haben einige Mutige gefragt, warum das erste Bad im Jahr so besonders ist.

Ines Wermke (56), Osterode am Harz, Anbaden in Großenbrode

Der Start ins neue Jahr ohne Anbaden? Für Ines Wermke undenkbar. Seit sechs Jahren kommt die Zahntechnikerin aus Osterode am Harz über Silvester nach Heiligenhafen. Zum Anbaden geht es am Neujahrstag nach dem Feiern immer ins benachbarte Großenbrode. „Mir gefällt die besondere Stimmung dort“, sagt die 56jährige. In den Umkleidekabinen kann sich jeder der möchte ein Kostüm ausleihen und als Teddybär oder Nixe ins Wasser gehen. Ines Wermke schafft das auch ohne Verkleidung und ohne Neoprenanzug. „Ich mag es gern, wenn es kalt ist und bis jetzt hatten wir immer Glück mit dem Wetter – zumindest hat es nie geregnet.“ Besonderes Training oder besondere Abhärtung braucht es ihrer Meinung nicht für den Sprung ins kalte Wasser. „Wer Herzprobleme hat, sollte vielleicht vorher besser einen Arzt fragen.“ Ansonsten gilt: nicht zögern und hinein ins kühle Nass, das zum Jahreswechsel kaum wärmer als vier Grad ist. Die meisten rennen in die Ostsee, Ines Wernke taucht langsam, aber stetig ab. „In Großenbrode gibt es immer einen DJ, der mit Musik für gute Laune sorgt und auch den Countdown von zehn bis null herunterzählt. Bei null sind alle im Wasser – und schnell wieder draußen – zumindest die meisten.“ Am Strand wartet eine kleine Überraschung auf die Teilnehmer – mal gibt es ein Badehandtuch, mal einen Becher zur Erinnerung geschenkt. Und eine Urkunde für jeden Teilnehmer gibt es auch – die kommt per Post nach Hause. Für alle Frostbeulen ist nach dem Anbaden die Fasssauna am Strand eingeheizt. Wer möchte, kann nach dem Kälteschock seine Füße in einer Wanne mit warmem Wasser aufwärmen. Ines Wermke braucht das nicht. „Nach dem Anbaden friert man ja nicht, da wird einem warm“, sagt sie. Und ist außerdem überzeugt, dass das kalte Meerwasser vor Erkältungen schützt.

Sönke Sela (77), Neustadt in Holstein

Am 1. Mai gibt es für Sönke Sela seit 1998 nur einen wichtigen Termin am Vormittag: Anbaden. Egal, ob es stürmt, regnet oder ob die Sonne scheint, egal, ob das Wasser nur fünf oder schon acht Grad kalt ist – es gibt keine Ausrede. „Bislang habe ich in den 24 Jahren kein einziges Anbaden verpasst“, sagt der 77jährige Bürgervorsteher aus Neustadt in Holstein. Ohnehin ist Sela ein begeisterter Schwimmer, der nach dem offiziellen Anbadetermin fast täglich bereits morgens um 7 Uhr in die Ostseewellen springt. Seine Tipps für Anbader oder solche, die es werden wollen: „Mental auf das kalte Wasser einstellen, nicht lange fackeln und rein. Da hilft nur Augen zu und durch. Ein spezielles Training braucht man nicht.“ Er bleibt etwa 3 bis 4 Minuten im Meer, zum Aufwärmen liegt der Bademantel bereit. Schlimmer als das kühle Wasser ist häufig der eisige Wind, der auf dem Weg vom Wasser zum Strand auch den abgehärtetsten Schwimmer zum Zittern bringt. Ein warmes Getränk und einen kleinen Imbiss gibt als Belohnung für die Teilnehmer. Je nach Wetterlage sind das in jedem Frühjahr etwa 15 bis 60 Wagemutige. Zum Anbaden, die traditionelle Saisoneröffnung in Neustadt, trägt Sela übrigens einen Badeanzug wie sie vor 100 Jahren Mode waren. Den blau-weiß gestreiften Einteiler haben ihm seine drei Töchter geschenkt. Mit Aufdruck: Seit 1998 - eiskalt dabei.

Bislang habe ich in den 24 Jahren kein einziges Anbaden verpasst. Sönke Sela

Moni Carlsdotter (73), Timmendorfer Strand

Einen offiziellen Termin zum Anbaden braucht Moni Carlsdotter nicht. Sie geht ohnehin jeden Morgen zum Schwimmen, egal, ob Frühling, Sommer, Herbst oder Winter. „Seit 16 Jahren mache ich das, inzwischen bin ich schon süchtig nach dem Bad am Morgen“, sagt die 73-Jährige. Ihr bevorzugter Badeplatz ist der FKK-Strand in Timmendorf, denn bei kühlen Temperaturen schwimmt es sich besser ohne Badeanzug. „Wenn man mit den nassen Sachen aus dem Wasser kommt und es dann noch windig ist, wird es gefühlt noch mal viel kälter“, sagt sie. Nur bei Regen bleibt Moni Carlsdotter zuhause. „Dann wird ja auch das Handtuch draußen nass“. Ihr geht es auch nicht darum, am Morgen große Strecken zu schwimmen. „Reingehen, laut schreien, untertauchen und wieder raus, herrlich!“ Am liebsten morgens um sieben, wenn alles noch schön leer und ruhig ist. Nach dem Schwimmen fühle sie sich jedes Mal wie neugeboren oder wie frisch getauft, sagt die Timmendorfer Schwimmerin. Einmal kurz ins Ostseewasser und jeder Tag beginnt mit einem guten Gefühl und voller neuer Energie. Außerdem, davon ist sie überzeugt, hält das tägliche Bad in der Ostsee fit und stärkt das Immunsystem. „Erkältungen haben bei mir keine Chance.“

Leslie Ebeling (23), Grömitz

Eine begeisterte Schwimmerin war Leslie Ebeling schon immer. Die 23jährige Physiotherapeutin lebt zwar in Hamburg, kommt aber regelmäßig zum Segeln und Schwimmen nach Grömitz. Ins Wasser geht sie bei jeder Temperatur. Zur Abhärtung und auch aus Überzeugung – seitdem sie in kaltem Wasser schwimmt, hat Leslie Ebeling keine Erkältung mehr gehabt. „Das kann jeder machen, aber nur mit Übung“, sagt sie. Vor einem Jahr hat sie mit dem Training für das Eisbaden angefangen – und zwar nach der Methode des niederländischen Extremsportlers „The Iceman“ Wim Hof, die auf drei Säulen basiert – eine spezielle Form der Atmung, Kälteadaption (kalt duschen, kalt baden) und Willenskraft. Eine Methode, die Leslie Ebeling überzeugt hat – beim nächsten Anbaden am 1. Januar in Grömitz wird sie ganz sicher ohne Schwierigkeiten ein paar Züge in der Ostsee schwimmen.

Ralf Grimmling (54), Dahme

Alle zwei Wochen kommt Ralf Grimmling aus dem Rheinland nach Dahme – nicht, um dort Urlaub zu machen, sondern um am Strand zu arbeiten. Grimmling ist Schwimmmeister beim DLRG Wachdienst und jederzeit bereit, ins Wasser zu gehen. Natürlich ist er auch beim jährlichen Anbaden am 1.1. in Dahme dabei. Zuerst als Aufsicht – und wenn dann Anbader – einige von ihnen mit Kostümen - aus dem Wasser herausgekommen sind, gehen die DLRG-Mitarbeiter in die Ostsee. Das ist Ehrensache. „Länger als zehn Minuten bleiben wir nicht drin“, sagt Grimmling. Grundsätzlich mag der 54jährige aber wärmeres Wasser lieber. „Ein bekennender Kaltschwimmer bin ich nicht. Aber Anbaden mit den Kollegen – das muss sein.“

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Wolfgang Kulow | Anbaden in Großenbrode an der Ostsee

Es ist diesig an diesem Tag in Großenbrode. Und kühl. Außentemperatur: knappe sieben Grad Celsius. Wolfgang Kulow kommt standesgemäß mit dem Fahrrad zum Strand. Denn Sport gehört zu seinem Leben, wie Seebrücken an die Ostsee. Er ist in Großenbrode aufgewachsen und durch die damals dort ansässige Marine schon früh mit dem Tauchen in Berührung gekommen. Wasser ist für ihn ein Element, in dem er sich besonders wohlfühlt. Auch, wenn es kalt ist. Wellness bedeutet für Extremsportler wie Wolfgang Kulow: Eisbaden in der Ostsee.


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