Ein kleiner Kutter mit der Kennung „Lab 4“, unten blau und oben weiß lackiert – das ist das zweite Zuhause von Rainer Lüddeke. Von Laboe aus fährt er regelmäßig mit seinem kleinen Boot auf die Ostsee. Früher war das Fischen sein Hauptberuf, seit einigen Jahren arbeitet er als Lotsenkapitän. Aber Rausfahren, Netze stellen und einholen, das braucht Rainer Lüddeke immer noch.
Er ist Hobby-Fischer. Direkt gegenüber des Seennotkreuzers liegt sein Boot, mit dem er auf Fangfahrt geht. Gekauft hat sich Rainer Lüddeke den Kutter vor ein paar Jahren, seitdem hat er ihn in Eigenregie erneuert und ausgebaut, viel Zeit und etwas Geld in sein Herzensprojekt gesteckt.
Im Hafen von Laboe war Rainer Lüddeke schon als Kind unterwegs. „Ich bin mit dem Wasser aufgewachsen. Auch mein Vater ist zur See gefahren und hat nie etwas anderes gemacht – und als kleiner Butscher war ich ganz häufig mit ihm unterwegs auf dem Meer.“ Deshalb hat er auch so eine tiefe Verbundenheit zum Meer. Er genießt die Fahrten. Wasser, Wind und Wellen - Rainer Lüddeke braucht das wie Sauerstoff zum Atmen. Für ihn ist es der perfekte Ausgleich zum Job und zum Alltag. „Wenn ich draußen auf See bin, dann vergesse ich alles, dann bin ich wie in einer anderen Welt. Der ganze Stress ist weg, dann komme ich völlig ausgewechselt wieder.“
Möwen verfolgen den sieben Meter kurzen Kutter schon auf dem Weg aus dem Hafen. Sie wissen: Mit etwas Glück fällt auch für sie etwas ab. Rainer Lüddeke steht draußen und steuert das Schiff über ein Steuerrad aus Edelstahl. Zu Beginn der Fahrt ist es noch windig und der kleine Pott schaukelt auf den Wellen der Ostsee. Etwas weiter draußen, in der Kieler Förde, ist das Wasser ruhiger und auch der Wind schwächt spürbar ab.
Auf dem Weg zu seinen Fanggründen schlüpft Rainer Lüddeke in sein Ölzeug, so heißt die wind- und wasserdichte Kleidung für Fischer. Ein orangefarbener Anzug aus Gummi. Angekommen bei den Stellnetzen, die er tags zuvor in der Ostsee abgesetzt hat, beginnt er, sie über eine Rolle wieder einzuholen. Die Ausbeute an diesem Tag: Drei Schollen und zehn Seesterne. Nicht viel – aber Rainer Lüddeke geht es sowieso in erster Linie darum, draußen auf dem Wasser zu sein. Und für ein kleines Mahl reicht auch der heutige Fang. „Einfach nur mit etwas Butter in der Pfanne brutzeln.“, schwärmt er. Dann wendet er seinen Kutter und nimmt wieder Kurs Laboe. Zurück in den Hafen. Mit seinem Tagesfang versorgt er meist erstmal die Familie. Landet mehr im Netz als er braucht, verkauft er den Fisch auch direkt im Hafen. So wie die sieben anderen Fischer von Laboe. Einheimische und Touristen freuen sich über den fangfrischen Fisch aus der Ostsee. Und für Rainer Lüddeke ist es ein guter Grund, einfach mal wieder draußen gewesen zu sein. Auf der Ostsee, seinem zweiten Zuhause.