Wenn der Großteil der Bevölkerung noch nicht einmal ans Aufstehen denkt, ist Lars Hauswald schon längst unterwegs. An fünf bis sechs Tagen pro Woche steht er spätestens um  fünf Uhr auf und fährt dann mit seinem Fischkutter auf die Ostsee hinaus.

Hauswald gehört zu den letzten seiner Art. In Niendorf gibt es nur noch zwei Fischer. Einer davon ist der 44-Jährige, dessen Familie bereits in fünfter Generation vom Fischfang lebt. Tatsächlich lebt Hauswald nicht nur von dem, was das Meer hergibt. „Das ist heutzutage wegen der vorgegebenen sehr niedrigen Fangquoten fast nicht möglich“, sagt er. Seit Juni 2019 betreibt der Familienvater deshalb Hauswalds Fischbar, einen Imbiss direkt am idyllischen Niendorfer Hafen. Hier gibt es neben leckeren Fischbrötchen auch Fischfrikadellen, Backfisch, Kartoffel- und mediterranen Salat, alles von seiner Frau Jana am frühen Morgen hausgemacht. „Das, was ich aus dem Wasser ziehe, hauptsächlich Plattfisch, Dorsch und von Oktober bis April zusätzlich Hering, wird im Imbiss verarbeitet oder als Frischfisch direkt vor Ort verkauft“, sagt Hauswald.

Weil er nur wenig fangen darf – und manchmal auch mit leeren Netzen zurückkommt, fährt er meist nicht mit seinem großen Schiff, der „Manuela“, sondern mit dem kleinen Kutter hinaus. Den hat er „Kyra“ genannt, nach seiner Tochter. Wenn Hauswald wieder an Land kommt, geht es gleich zum Arbeiten in die Fischbar. Hier hilft die ganze Familie mit. Auch Tochter Kyra, 19, medizinische Fachangestellte, arbeitet vor allem an den Wochenenden mit. Sohn Nick, 13, wartet sehnsüchtig darauf, endlich in den Betrieb einsteigen zu können. Noch geht die Schule vor. „Er kommt auch manchmal mit raus aufs Meer, da macht ihm das frühe Aufstehen erstaunlicherweise gar nichts aus“, lacht Hauswald. Früher hätte er sich auch vorstellen können, auf Große Fahrt zu gehen. „Aber dann überwog die Leidenschaft für meinen jetzigen Beruf.“ Sohn Nick möchte auch einmal Fischer werden, sein Vater hätte nichts dagegen. Die ganze Familie ist dem Meer verbunden, woanders zu leben als an der Lübecker Bucht kann sich Lars Hauswald nur schwer vorstellen. „Ich brauche einfach Meer und Strand. Nicht irgendein Meer, sondern am liebsten die Ostsee.” Hauswald hat in Niendorf einen eigenen Strandkorb stehen. „Da könnte ich den ganzen Tag sitzen, wenn ich Zeit hätte.“

Wenn Hauswald mal etwas anderes als Fisch essen möchte, geht er gern zum Griechen. Aber meistens muss es doch Fisch sein. Im Fischtempel in Travemünde kehrt er gern mal ein, „Da gibt es Stremellachs, den haben wir selbst nicht im Angebot.“ Die Fischbrötchen der Familie Hauswald gehören zu den besten rings um Timmendorfer Strand und Niendorf. „Knackige Brötchen, frischer Salat und beste Fischqualität – und wir machen die Brötchen immer warm, das mögen unsere Kunden“, sagt Hauswald. Im Urlaub fährt die Familie am liebsten nach Dänemark. „Ich kann nicht ohne Wasser, auch dort zieht es mich immer an den Hafen.“ Wenn Lars Hauswald mal nicht im Imbiss steht oder mit dem Kutter unterwegs ist, geht er laufen und Rad fahren. Und er kocht auch gern. „Öl in eine Auflaufform, Dorschfilet mit roten Zwiebeln, Kirschtomaten und Oliven hinein, Pfeffer, Salz dazu und ab in den Ofen! Das schmeckt
einfach super.“